Weltenbummlerhochzeit in den Nebelbergen

Ich biege auf den Parkplatz. Unter den Reifen knirscht der Kies, draußen peitscht der Wind. Als ich die Autotür öffnen will, schlägt eine Böe sie einfach wieder zu. Erinnert ein bisschen an Island, das alles. Aus dem Auto, das neben mir parkt, winken mir zwei Menschen zu, auf ihrer Ablage liegt ein Hochzeitsstrauß. Ich grinse, winke zurück, werfe einen letzten Blick auf die Temperaturanzeige. 3 Grad. Ach, was solls. Ich packe meinen Rucksack, stemme die Tür auf. Ein freudiges Hallo, bevor wir uns in dicke Jacken und Wollstrumpfhosen packen. Das Abenteuer beginnt.

Ein anderes Abenteuer liegt bereits ein paar Tage zurück. Gar nicht so einfach, wenn eine weltenbummelnde Brasilianerin und ein weltenbummlender Deutscher heiraten wollen. Erstens die Frage: wie sollte man sich je für einen Ort der Heirat entscheiden, wenn man bereits die halbe Welt bereist hat? Zweitens das Problem des Papierkrams. Schlimmer als die deutsche Bürokratie, so versicherte mir die Braut, ist nur die brasilianische. Und so blieb am Ende: Dänemark, der Hafen für alle, die doch einfach nur Ja zueinander sagen wollen.

Und die Hochzeitsbilder? Tja, daheeme verbummelt sich die Welt einfach am schönsten. Und deshalb sind wir jetzt hier, an einem eisigen Novembertag. Wir erklimmen Leitern und Stufen, stemmen uns gegen den Wind. Bei jeder Böe kommen leise Zweifel auf: ob das nun die beste Idee war? Wir laufen weiter, springen über Felsspalten, ducken uns unter kahlen Ästen durch, bis –

So weit wir blicken können, erstreckt sich vor uns, unter uns der Herbstwald. Tiefgrüne Kiefern und golden Lärchen biegen sich im Wind, hinter den Bäumen liegt der Nebel schwer auf dem Horizont. Außer dem Sturm ist nichts zu hören. Und vorne an der Klippe stehen die Beiden, Hand in Hand, für einen Moment die einzigen Menschen auf der ganzen, weiten Welt.