Salon Marie Stritt
Ein kühler Adventsmorgen. Statt Schnee liegt Streu auf den Straßen, der Geruch von Lángos liegt auch schon früh um Zehn in der Luft. An der goldenen Pforte des Rathauses steht ein Mann und rüttelt mit einem alten, bärtigen Schlüssel im Schloß. Quietschend geht die schwere Tür auf, wir gehen hinein, durch die Eingangshalle hinauf zum Kuppelsaal. Keine Menschenseele sonst ist am Samstag im Rathaus, unsere Schritte hallen auf den weiten Treppen wider, wir verdrehen die Köpfe nach oben, Aaah, Oooh! All dieser Prunk, nur für uns. Auch mal schön. Unwillkürlich muss man grinsen, es ist ein wilder Mix aus Downton Abbey und Nachts im Museum, so fühlt sich das an. Es ist die erste Trauung seit Jahrzehnten, die hier im Rathaus stattfindet, eine Premiere für alle Beteiligten, ein aufregender Vormittag ohne Routine. Unter dem Trausofa wurschtelt der Sohnenmann rum, vor dem Tisch geht der OB nervös seine Notizen durch. Alles ist neu an diesem Tag, denke ich und kneife meine Augen zusammen, sehe durch den Sucher das Hochzeitspaar, umringt von engsten Freunden. Alles neu, nur die Liebe: die ist warm und wohlvertraut.