Kleine Berliner Herbsthochzeit mit Schiff und Katz
Vera und Dominic: zwei Politik-Nerds mit Leidenschaft für die Sozialdemokratie, die eine extrovertiert, der andere introvertiert. Mit einer milden Katzenobsession, die uns gleich verbindet. Sie schreiben mir im Juni: wir wollen heiraten! Trotz allem. Ich schreibe: Ja, bitte!
Juni 2020. Juli, August, September, Oktober –
Noch eine Woche bis zur Hochzeit. Berlin wird zum Risikogebiet erklärt. Zum zehnten mal passen Vera und Dominic ihre Hochzeitspläne an das an, was in der Welt geschieht. Nix mit Plan B. Eher Plan X. Wir skypen ein letzten mal, sie erzählen mir: weniger Gäste. Keine Party. Das Rathaus hat noch geöffnet, immerhin. Was für ein Mist, all diese geplatzten Träume.
Vera schreibt mir:
“Es wird trotzdem schön, wir sind ja verliebt :)”
Aber ja doch.
Herbert Grönemeyer singt aus dem Apparat, bevor die beiden im Standesamt ihre Unterschrift unters Papier setzen. Du bist / eine kluge Prognose / das Prinzip Hoffnung / ein Leuchtstreifen aus der Nacht.
Hat er gut formuliert, der Herbert. Als wüsste er davon: von der Oktobersonne. Dem Berliner Herbstwind in den Kanälen. Den Menschen, die auf der Brücke stehen und winken. Ab morgen ist Zapfenstreich. Ausgangsbeschränkung und Sperrstunde. Aber heute ist Leuchtstreifentag.